Unser Mähroboter von Parkside, gekauft im Mai 2024 hatte nach genau einem Jahr einen Motorschaden, weshalb ich ihn einschicken musste. Für die Übergangszeit hieß es jetzt, entweder einen Rasenmäher von einem Nachbarn leihen, oder den von 2017 bis 2024 genutzt Worx Landroid nochmal aufbauen und hoffen, dass er irgendwas mäht. Wir hatten den Landroid 2024 ersetzt, da dieser nur Probleme machte. Er fuhr über den Begrenzungsdraht und steckte dann in den Beeten fest. Oder er stand einfach mitten auf den Rasen und drehte sich im Kreis. Was kleine Problembärchie-Mähroboter eben so machen.
Zu meinem erstaunen funktionierte er ohne Probleme. Vermutlich auch weil in der Zwischenzeit der gesamte Begrenzungsdraht neu verlegt wurde und auch die gesamte Rasenfläche mit Mähkantensteine eingefasst wurde. Nur besonders lange fährt er nicht. Unter 30 Minuten, dann kehrt er in die Station zurück zum Laden. Im Landroid befindet sich noch immer der originale Akku von Worx (WA3230, 20V, 2Ah). Nach über 7 Jahren im täglichen Einsatz darf ein Akku schlapp machen.
Bereits Anfang 2024 stand ich vor der Frage: Reparieren oder ersetzen? Das Netzteil war defekt. Ein neues Originales hätte ca. 180€ gekostet. Ich habe mich für eine wirtschaftliche Reparatur entschieden und ein 24V Netzteil von MeanWell gekauft für ca. 30€. Das hat sogar den Vorteil den Ladestrom zu begrenzen. Das ist auch zwingend nötig. Wie man in diesem Video sieht, wird der Akku sonst gegrillt, oder das Netzteil stark überlastet.
Ein originaler Akku kostet ca. 50€ von Worx. Warum dieser nur 2Ah hat, wo er doch aus fünf 18650er Zellen besteht, die es mittlerweile mit bis zu 4Ah gibt, weiß wohl nur Worx. Da es sich um einen Mähroboter handelt und nicht um ein Gerät mit sehr hoher Stromaufnahme, könnte man hier durchaus Zellen mit mehr Kapazität verwenden. Und Drittanbieter machen das auch, zumindest bewerben sie es. Ebay listet unzählige Angebote mit 3,5Ah. Diese kosten etwa 34€. Ein bisschen günstiger als der Originale Akku und fast die doppelte Kapazität. Ich habe einen dieser Akkus bestellt, von Creabest.
Sowohl der Worx Akku als auch der von Creabest wurden im Mähroboter geladen und anschließend vermessen. Als Endladeschlussspannung habe ich 13,5V gewählt. Der Akku von Creabest hat selbstständig bei 14,2V abgeschaltet, der Worx Akku wurde hingegen bis 13,5V entladen.
Auf den ersten Blick könnte man bei diesen Messwerten sagen: Der Worx Akku ist in die Jahre gekommen, was wohl jeder erwartet hat. Und manch einer würde an dieser Stelle auch sagen: „Ist doch klar das so ein Billig-Nachbau-Akku keine 3,5Ah hat“. Ja, das kann die Ursache sein. Das war auch mein erster Gedanke. Aber mit 34€ ist dieser Akku gar nicht mal so viel günstiger als der von Worx. Kann man dafür keinen solchen Akku zusammenbauen? Ich meine doch, das geht:
Für unter 20€ kauft man alle Komponenten und das sind Endkundenpreise (Einzelpreis mit MwSt.) Im B2B Bereich kosten die Komponenten unter 10€. Zusammengebaut ist das in wenigen Minuten, ein bisschen Lagerkosten, Versandkosten, Verkaufsgebühr und Gewinnmarge dazu. Da erscheinen mir 34€ nicht nach „zu schön um wahr zu sein“. Für die Hälfte baut das jeder Hobbybastler als Einzelstück nach. Der Preis ist daher - meiner Meinung nach - kein Indikator dafür, dass der Akku weniger Kapazität haben muss.
Mir kam der Verdacht, die Akkus könnten möglicherweise nicht ganz vollgeladen sein. Also habe ich beide Akkus erneut im Landroid geladen und die Spannungen gemessen. Sowohl an den Kontakten der Basisstation als auch an der Steckverbindung zum Akku. Und tatsächlich, der Ladevorgang endet bei 20,2V (Spannung an der Steckverbindung) bei beiden Akkus. 5 Zellen in Reihe brauchen aber 21V, erst dann beginnt die CV Phase der Ladekennlinie. Und genau die erreichen die Akkus aber gar nicht. Und das scheint nicht nur bei mir so zu sein. Der Herr im oben verlinkten Video erwähnt, dass der Akku bei ihm auch vom Start an mit 3A geladen wird und der Ladevorgang endet auch abrupt, bei noch immer 3A. Bei mir scheint es ähnlich zu sein. Die CC Phase wird gar nicht beendet. Anscheinend werden die Akkus wirklich nicht vollgeladen. Woran liegt das? Sofern aus der Basis auch nur 20V kommen würde, wäre die Ursache klar, aber an den Kontakten der Basisstation messe ich immer ca. 2V mehr als an der Steckverbindung zum Akku.
22V reichen aus, aber nur 20V kommen beim Akku an. Entweder geht Spannung verloren, oder aber das ist vom Hersteller so gewollt. Sei es um den Akku zu schonen weil er nie auf 100% geladen wird, oder um den Ladevorgang schneller erscheinen zu lassen.
Zur Sicherheit habe ich die Kontakte an der Basis und an der Seite des Mähroboters abgeschliffen und erneut geladen. Der Creabest Akku wurde wieder auf bis zu 20,2V geladen, der originale Worx dieses Mal nur auf 19,0V. Das angeschlossene Netzteil von MeanWell liefert 24V. Anschließend habe ich beide Akkus an ein Labornetzteil angeschlossen und damit geladen. Maximal 21,0V, geladen wurde mit 500mA, bei 50mA wurde abgeschaltet. Diese Einstellungen sollte einem vollständigen Ladevorgang sehr nahekommen.
Ich habe mit maximal 10% gerechnet, aber das ist deutlich mehr. Bei einem neuen Akku sind es 18,1% der Kapazität die nicht nutzbar ist, beim gebrauchten Worx Akku sogar 28%. Ist das bei 12V / 18V / 36V Akkus generell so, dass die Akkus nur teilweise geladen werden?
Ich habe ein zweites Beispiel gefunden, diesmal ein 18V 2Ah Akku von Parkside. HKJ hat so einen vor vielen Jahren zerlegt und die Zellen darin vermessen. Geladen mit seinem Equipment, nicht mit dem Ladegerät von Parkside. Er kam auf bis zu 2,15Ah, was leicht über der Herstellerangabe liegt. Wie der Zufall es so will, besitze auch ich diesen Akku. Er war in dem oben erwähnen Parkside Mähroboter der sich aktuell in der Reparatur befindet. Ich hatte den Akku direkt nach dem Kauf vermessen und kam bei 2A auf 1,89Ah. Die Zellen schaffen aber laut HKJ bei 2A - wenn sie denn vollständig geladen werden - 2,08Ah. Auch hier fehlen gute 9% der Kapazität, wenn man mit dem herstellereigenen Ladegerät lädt. Gut möglich, dass auch hier die CV-Phase aus Zeitgründen weggelassen wurde. Vielleicht ist das nur bei einigen Herstellern so, vielleicht ist es heutzutage auch gängige Praxis.
Der Creabest Akku ist leider sehr weit von seinen beworbenen 3,5Ah entfernt. Aber nicht immer muss (nur) der Akku selbst die Ursache sein. Würde Worx den alten Akku vollständig laden, wären noch 28,2 Wh nutzbar und nicht nur 19,8 Wh. Von den 63Wh die ich bestellt habe, sind 37Wh bei mir angekommen. Und nutzen kann ich davon bestenfalls 29,8Wh.
Auf Nachfrage beim Verkäufer konnte man auch keinen besseren Akku liefern, stattdessen hat man mir 20% Preisnachlass angeboten. Weil ich dieses verlockende Angebot nicht angenommen habe, hat man mir ein noch besseres unterbreitet: 100% Erstattung, aber mit der Bedingung eine positive Bewertung zu hinterlassen und niemandem zu sagen, dass die Werte auf den Akkus nicht stimmen.