YIIFELL BK302 65W

Dezember 2025



Einleitung:

Ich brauchte ein USB-Steckernetzteil mit vielen USB-A Ports. Nicht zum Laden von verschiedenen Geräten, sondern zur stationären 5V Stromversorgung. Über dieses Netzteil stolpert man, wenn auch unter vielen weiteren Namen, zwangsläufig bei Amazon. Mit rund 10€ für ein 65 Watt Netzteil schon arg günstig. Aber das muss nicht schlecht sein. Ich verwende seit vielen Monaten ein 65 Watt Netzteil von toocki, das hat auch nur ca. 13€ gekostet und ja, das liefert 65W.



Erwartungshaltungsmanagement:

Nicht nur auf dem Karton, sondern auch auf dem Netzteil selbst steht „65W“, was ich - wie die meisten Menschen sicherlich auch - als 65 Watt deuten würde. Tatsächlich wird das Wort Watt aber nirgends erwähnt. Werbebilder mit einem Tisch auf dem ein Notebook und zwei Handys liegen suggerieren, man könnte alle drei gleichzeitig laden. Bei genauerer Betrachtung sieht man allerdings, dass das Notebook nicht mit dem Netzteil verbunden ist, nur die beiden Telefone. Weitere Bilder sind irgendwo zwischen „der Praktikant durfte sich mal wieder austoben ohne dass es jemand geprüft hat“ und „seit wann ist ein iPhone größer als eine Switch?“. Da ich aber auch schon viele von diesen Bildern mit offensichtlichen Fehlern bei namhaften Herstellern aus Fernost gesehen habe, sehe ich das eher als unterhaltsam an, anstatt ein Produkt deswegen zu kritisieren.



Auspacken und Messergebnisse:

Bereits beim Auspacken wird die Erwartungshaltung stark gedämpft. Auf dem Stecker steht, natürlich sehr klein: Output QC: 5V/3A 9V/2A 12V/1,5A USB1+USB2+USB3+USB4+USB5 = 5V/3,1A

Maximal 18 Watt aus dem „QC“ Port und maximal 15,5 Watt aus den verbleibenden 5 Ports zusammen. 18 W + 15,5 W macht? Nicht ganz 65 W, eher rund 34 W. Vielleicht ist „65W“ einfach nur die Modellbezeichnung? Nein, denn die lautet BK302.

Vielleicht ist es auch ein Druckfehler, also habe ich die Ports getestet. Die Ports 1-5 liefern nur 5V und sprechen gar keine Schnellladeprotokolle. Von den aufgedruckten 3,1A bleiben am Ende sogar nur rund 2A übrig. Egal ob man die Last an einem Port abruft oder über mehrere verteilt:







Der „QC“ Port unterstützt wie der Name schon vermuten lässt nur QuickCharge. Die aufgedruckten Stromstärken werden erreicht, bei Überlast schaltet das Netzteil nicht ab, sondern senkt die Spannung soweit, dass die Leistung am Port nie über 20 Watt steigt. Auf den Werbebilder wird zwar eine „Overload Protection“ beworben, aber dass die auch ausgereift ist, davon steht da ja nichts. Insofern, kann man sich hier nicht beschweren. Irgendwie wird die Überlast verhindert.



Viele Ports, wenig Leistung, wozu kann man solch ein Netzteil überhaupt gebrauchen?:

Als Ladegerät für moderne Unterhaltselektronik würde ich dieses Netzteil auf gar keinen Fall empfehlen. Es sei denn man möchte das Kind für mehrere Tage vom Tablet trennen und den Ladevorgang absichtlich in die Länge ziehen. Dafür würde aber auch ein 5V 0,5A Steckernetzteil aus der heimischen Grabbelkiste ausreichen.

Für mich persönlich habe ich tatsächlich einen sinnvollen Anwendungsfall gefunden, der ist allerdings schon etwas speziell und für die meisten anderen Menschen nicht relevant. Es sei denn du hast auch auf etwa 5m² ca. 25 Meter Schienen verlegt und das ganze mit etwa 80.000 Klemmbausteinen ausgefüllt. Die Anlage sollte in diesem Herbst endlich beleuchtet werden, also hauptsächlich Häuser und Straßenlaternen. Die Züge werden nicht mit einem Netzteil betrieben, sie besitzen eine Akkubox im Tender. Jedes Haus hat einen eigenen USB-A Anschluss, bis zu 10 Laternen oder andere einzelne LEDs lassen sich über einen Verteiler ebenfalls mit USB-A verbinden. In Summe brauche ich für die Anlage - wenn sie denn eines Tages vollständig bebaut ist - ca. 15-20 USB-A Anschlüsse. So viele Anschlüsse hat kein Netzteil und selbst wenn doch, die Zuleitungen zu den Häusern ist nur ca. 30cm lang. Ich brauche daher mehrere Punkte unter der Platte mit Strom. So kam mir die Idee ein Netzteil mit 5-6 Ports zu suchen und in jeden Port einen passiven 4-Port USB-A Hub mit ca. einem Meter Zuleitung zu nehmen. Aufgrund der sehr geringen Leistungsaufnahme, ist der Spannungsabfall an den Hubs kein Problem. Das Netzteil verrichtet nun sein einigen Wochen seinen Dienst, die Anlage leuchtet mittels Zeitschaltuhr morgen und abends ein paar Stunden. Die gesamte Leistungsaufnahme dürfte sich im Bereich von 5 Watt bewegen.



Dauerlast:

Mit 65 Watt lässt sich das Netzteil nicht belasten, für meinen Test habe ich einen der „einfachen“ Ports mit 10 W belastet und den QC Port mit rund 15W. So lief das Netzteil gut eine Stunde bei 10°C Umgebungstemperatur. Es hat sich nicht mit einem lauten Knall verabschiedet, es ist auch (noch?) nicht in Flammen aufgegangen:




Immerhin: Endlich lässt sich doch ein Messwert finden, nah an „65“. Dass das Plastikgehäuse kein guter Wärmeleiter ist, dürfte jedem klar sein. Die Temperaturen im Inneren liegen also deutlich höher. Gesund ist das sicher nicht – und falls bei der Herstellung tatsächlich günstige Bauteile verwendet wurden, etwa Elkos mit nur 85 °C Temperaturfestigkeit, dann dürfte die Halbwertszeit dieses Netzteils sehr kurz ausfallen



Fazit:

Wer hier ein 65 Watt Netzteil erwartet, wird keine Freude haben. Nur rund die Hälfte schafft dieses Netzteil und auch nur dann, wenn die Last „richtig“ verteilt wird. Viele Geräte gleichzeitig laden geht. Wenn man es nicht eilig hat. Die thermische Belastung dürfte dem Netzteil eine kurze Lebensdauer bescheren.

Noch bevor diese Review online gegangen ist, sind bei Amazon dieses Netzteil und optisch sehr ähnliche Varianten mit anderem generischen Markennamen verschwunden. Gut so. Wer ein gutes 65W Netzteil sucht, dass trotzdem günstig ist: Toocki TCT65-11B*




Weiterführende Links:

Eine tabellarische Übersicht aller getesteten USB-Netzteile findet ihr hier.

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