Nach dreijähriger Abstinenz, habe ich mal wieder einen Blick gewagt, was der „aktuelle Stand“ der Technik ist. Anno 2014 war eine XinTD C8 v4 (XM-L2) meine erste vernünftige Taschenlampe. Ein guter Allrounder wie ich bis heute finde. Aber wie auch beim Auto, das nächste muss mehr Leistung haben, einfach aus Prinzip. Und so vermehrten sich die Lampen auch bei mir, nicht selten war ein C8 (Derivat) dabei.
Mit der Convoy C8+ geht es ausnahmsweise einmal nicht um die Jagd nach mehr Lumen, sondern nach mehr Reichweite. Viel mehr Reichweite, um genau zu sein. Entgegen meiner sonst sehr konservativen Einstellung, habe ich das Modell in der Farbe orange bestellt. Gemeint ist hier die Farbe des Gehäuses, nicht des ausgestrahltem Lichtes. Diesbezüglich bin ich klassisch geblieben, bei weiß. Es gibt auch Modelle mit blauem und grünem Licht.
Bestellt habe ich bei Aliexpress. Es war meine erste Bestellung im Ausland seitdem die Freigrenze für die Einfuhrsteuer (~25€) abgeschafft wurde. Die Lampe wurde sehr schnell geliefert und es gab auch keine Probleme beim Zoll. Neben der Lampe selbst wir nur noch eine Schlaufe mitgeliefert.
Hier kommen wir gleich zum Hauptkritikpunkt. Es gibt keinerlei Anleitung, Handbuch, oder auch nur einen Zettel wie die Bedienung funktioniert. Was ich herausfinden konnte: Die Lampe startet immer in der höchsten Stufe (nennen wir es Mode 1). 2x Tap und man gelangt zu Mode 2 (ca. 30%), 1x Tap für zurück. 3x Tap ist Strobo, 1x Tap auch wieder zurück.
Mode 1 und 2 lassen sich in ca. 35 verschiedenen Leuchtstufe konfigurieren. Hierzu im jeweiligen Modus 5x Tap und anschließend schaltet die Lampe die 35 Stufen durch. Ist die Wunschhelligkeit erreicht, diese mit 1x Tap einprogrammieren. Eine Memory Funktion scheint nicht zu existieren.
Vielleicht sollte Convoy das Modell nicht C8 sondern CR (Crimson Room) nennen. Das war doch das Spiel bei dem man erstmal keine Ahnung hat wie es (weiter) geht, oder?
Zuerst dachte ich an einen Messfehler, wann misst man schon mal deutlich mehr Lumen als der Hersteller angibt? Aber ich habe die Messungen wiederholt, überprüft und mit einem anderen Nutzer verglichen. Osram gibt für diese LED bis zu 2000 Lumen bei 6A an. Daher sind 1600 Lumen bei über 7A meiner Meinung nach auch kein unrealistischer Wert. Die Messungen zur Ermittlung der Reichweite habe ich bisher auf einem Meter vorgenommen, in diesem Fall habe ich auf zwei Meter gemessen. So ist das Ergebnis noch genauer. Die Herstellerangabe wird mit 887m auch fast erreicht.
Ich habe dieses Modell nicht gekauft, weil es die höchste Lumenanzahl in einer C8 schaffen soll (dafür ist zeitgleich eine Astrolux C8 eingetrudelt, später mehr zu der), sondern wegen der Reichweite und was die angeht, erfüllt die Lampe das was der Hersteller verspricht. Ich gebe zu, ich hatte mir was den „Wow“ Effekt angeht, mehr erhofft. Vielleicht waren meine Vorstellungen aber auch zu optimistisch. Ich will nicht abstreiten, dass ich möglicherweise die Hoffnung hatte endlich mit einer C8 das Bat-Signal an den Nachthimmel zu leuchten.
Ich muss gestehen, ich kann mir häufig unter Zahlen nichts vorstellen. Erst recht nicht wenn jemand anfängt Candela durch Lumen zu teilen. Was sagt mir der Wert? Die Einheit führt unweigerlich schon mal zu großen Fragezeichen über meinem Kopf. Und vielleicht geht es dem einen oder anderen ähnlich wie mir. Ich hab mir die Frage gestellt, was wäre leicht verständlich um er kennen, ist die Lampe eher Flooder oder Thrower? Wie in vielen anderen Lebenslagen, eine 10er Skala wäre doch toll. 0 leuchtet wie eine Glühbirne (in alle Richtungen gleichermaßen) und 10 ist ein Laserpointer. Hab ich einfach mal für alle Lampen die ich habe gemacht und zusätzlich ein paar Vergleichswerte von anderen Lampen. Wie sich die Werte ergeben, lasse ich bewusst weg. Es soll ja leicht verständlich sein, ohne Einheiten, einfach nur ein Vergleich. Wer gerne mit Zahlen spielt, wird sehr schnell herausfinden wie sich die Zahlen berechnen.
Die Convoy C8+ kommt „nur“ auf 1,11. Klingt eher nach Flooder, aber das ist sie auch. Denn das Verhältnis aus Lumen und Reichweite ist z.B. bei einer Acebeam W10 etwa 9 Mal höher. Dennoch wird die C8+ als throwerlastig bezeichnet. Das liegt einfach daran, dass die meisten Lampen einen Wert unter 1 haben und nur sehr wenige über 1 liegen. Werte nahe 10 werden nur von LEP-Lampen erreicht. Gemessen an der kleinen Bauform, ohne riesigen Reflektor ist die Lampe durchaus als throwerlastig zu bezeichnen.
Einen kurzen ersten Test, abends aus dem Fenster geleuchtet empfand ich als ernüchternd. Vermutlich hatte ich ein Laserschwer erwartet, die Convoy ist aber gefühlt nur wie die XintD. Aber Gefühle können manchmal täuschen, so auch in diesem Fall. Hält man beide Lampen zeitgleich nebeneinander, zeigt der direkte Vergleich wie viel stärker die Convoy ist. Für einen Spaziergang am Stadtrand ist die Lampe ideal. Wenn man das Feld nach Tieren absuchen möchte zum Beispiel. Wenn man hingegen vor der Garage steht und feststellt, man hat keinen Strom, dann hat man zwar Licht mit der Convoy, aber eigentlich hat man einen sehr hellen Punkt der auf kurze Distanz immer blendet statt etwas auszuleuchten. Ein Flooder ist die Convoy eben nicht und will sie auch nicht sein. Sie will weit leuchten, bei relativ wenig Lumen, zu einem sehr günstigen Preis. Und genau das bekommt der Kunde. Vor 7 Jahren war es eine XinTD mit XM-L2. Heute bekommt man für etwa das gleiche Geld doppelt so viel Lumen und fast 3x so viel Reichweite. Wer eine „throwerlastige“ Lampe für kleines Geld sucht, sollte sich die Convoy C8+ einmal anschauen. Aber Achtung, es gibt sie auch noch mit anderen Osram LEDs, die etwas weniger Leistung haben.