Bevor ich auf den Test der Keeppower Akkus eingehe, möchte zuerst einmal ein paar Worte generell zu 1,5V Akkus verlieren:
1,5V (AA)-Akkukunde:
Wie die meisten die diesen Test lesen sicherlich wissen, sind 1,5V Akkus eher ein Nischenprodukt. Nur eine Handvoll Hersteller (gemeint sind hier echte Markenname) bieten diese speziellen Akkus überhaupt an. Von allgemein bekannten Markennamen die man schon ewig im Bereich der NiMH-Akkus kennt (Varta, GP, Ansmann, Panasonic, Energizer, Duracell, etc.) hat nach meinem Wissen nur Ansmann den Versuch gewagt ins Geschäft der 1,5V Akkus einzusteigen. Und das obwohl es diese Akkus bereits seit über 10 Jahren gibt.
Und obwohl dieser Markt sehr klein ist und die Markennamen an einer Hand abgezählt werden können, ist es auch dank der unzähligen „Markennamen“ die zumeist nur aus GROßBUCHSTABEN bestehen und klingen als hätte sie ein asiatischer Namensgenerator ausgespuckt, sehr unübersichtlich. Diese Akkus finden sich fast ausschließlich bei Amazon, aber dafür reichlich von ihnen. Meisten bieten diese „Hersteller“ nur 1-2 Produkte überhaupt an, eine Webseite gibt es meist auch nicht, Datenblätter schon gar nicht. Für diejenigen die es noch nicht wissen: Dahinter stecken Firmen die sich einen Markennamen ausgedacht haben und damit versuchen Produkte an den Mann zu bringen. Meist gelingt das nicht, was den Firmen dahinter auch egal ist. Sie denken sich einfach einen neuen Namen aus und ziehen die Masche wieder durch. Dieses Vorgehen ist bei vielen Produkten heutzutage gang und gäbe.
Warum ich das erwähne? Schaut man sich den Markt an welche 1,5V Akkus es gibt, besteht er leider zum Großteil aus Produkten dieser „MARKENNAMEN“. Vapcell, Keeppower, XTAR und Ansmann sind gegenüber den vermutlich über 50 MARKENNAMEN deutlich in der Minderheit. Zumindest wenn es um Produktauswahl geht. Welches Lager nun deutlich mehr verkauft, kann ganz anders aussehen.
Aber wir als Kunden fragen uns natürlich, welcher Akku ist nur für mich der beste? Und da wird es schon unübersichtlich. Von 2250mWh bis hinauf zu 4150mWh ist alles dabei. Allein von Hixon gibt es drei verschiedene Modelle mit 3500mWh. Und unter dem Namen Kratax gibt es die Hixon Modelle auch nochmal. Mal mit speziellen Ladegeräten, mal ladbar über USB. Und dann gibt es noch die Modelle/Hersteller die gar nicht mit mWh beworben werden sondern mit mAh (Lumak Pro von Hornbach, aber auch Fenix und Nitecore)
Wie soll man diese Produkte alle vergleichen und sich einen Überblick verschaffen? Tatsächlich geht das einfacher als man denkt. Und wenn man das verstanden hat, kann man die Akkus besser einschätzen, auch ohne einen Testbericht gelesen zu haben:
1,5V Akkus in der Baugröße AA die in den letzten Jahren erschienen sind, basieren zumeist auf 5 verschiedenen Akkus die in ihnen stecken
Alle namhaften 1,5V Akkus haben intern eine dieser Zellen. Und ja, auch die Akkus die keinen USB Anschluss haben verwenden dieses Akkuformat. Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass XTAR als einziger Hersteller einen 1,5V mit 4150mAh auf dem Markt bringen konnte, weil sie den USB Port eingespart haben und dadurch mehr Platz haben um eine größere Zelle zu verbauen. Das ist in der Theorie eine schlüssige Erklärung, inhaltlich dennoch falsch. XTAR hat den USB Port weggelassen um nicht nur ein Produkt zu verkaufen (nämlich den Akku) sondern gleich zwei (das dazugehörige Ladegerät). XTAR bewirbt seine Akkus bzl. mWh auch nicht mit dem Wert, der theoretisch entnommen werden kann, wie das beispielsweise Vapcell oder Keeppower tun, sondern mit dem Wert der in der internen Zelle steckt. XTAR hat also nicht die mit Abstand besten Akkus, sie werben nur mit anderen Zahlen als die Konkurrenz
Ich habe mal versucht die bekanntesten Akkus der jeweiligen Zelle zuzuordnen. Wenn es kein Datenblatt gibt, oder die Info über die interne Zelle fehlt, habe ich anhand von realen Messungen versucht die Akkus zuzuordnen. D.h. die Übersicht muss nicht 100%ig richtig sein
Und mit dieser Übersicht sieht die Produktauswahl gleich viel geordneter aus. Sollte jemand ein Modell vermissen das seiner Meinung nach unbedingt auch erwähnt und eingeordnet werden sollte, kann er diese gerne erwähnen.
Worin sich die Akkus, die auf der jeweils gleichen Rohzelle basieren dann unterscheiden ist ihre Effizienz, auf der Art des implementierten „Battery Low Indikators“ und wie sehr die Akkus das Versprechen der Hersteller erfüllen konstant 1,5V über die (annähend) gesamte Laufzeit zu liefern. Insbesondere der letzte Punkt war vor Jahren noch selbstverständliches und namensgebendes Produktmerkmal, von dem neuere Akkus verschiedener Hersteller zunehmend abweichen um mit der höchsten mAh Zahl werben zu können.
Der Akku wird mit 3390mWh/2260mAh und 2A beworben. Im Durchschnitt erreichen die beiden getesteten Akkus bis zu 2185mAh bzw. 3300mWh und liegen damit sehr nah an den Werten mit denen Keeppower wirbt. Bei erhöhter Last, fallen die Werte entsprechend geringer aus. Die Akkus haben keine eingebaute Funktion, einen fast leeren Akkustand zu signalisieren. Wobei, die Entladekure bei 2A sieht beinahe so aus, als wäre da doch eine derartige Funktion vorhanden. Und auch eine, die ich persönlich um einiges sinnvoller fände als ein herunterschalten auf 1,1V. Aber leider handelt es sich hierbei nicht um einen gewollten Verlauf, der Akku (gemeint ist hier die interne Zelle + verbauter Elektronik) kann bei 2A die Spannung von 1,5V einfach nicht aufrecht erhalten über die gesamte Laufzeit.
Was man im Diagramm nicht sieht (ich habe zugunsten der Übersicht weggelassen): In allen Laststufen sinkt die Spannung nicht von 1,5V auf 0V, sondern auf einen Wert bei etwa 0,65V (bei 2A sinkt die Spannung kontinuierlich bis auf diesen Wert), anschließend halten die Akkus diese Spannung für kurze Zeit. Danach springt die Spannung im Sekundentakt zwischen 1,5V und etwa 0,65V immer wieder hin und her. Die Akkus schalten also nicht sauber ab. Auf Nachfrage hat mir Keeppower bestätigt, dass sie Wissen, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt und daran arbeiten.
Apropos Verbesserung. Vor fast 3 Jahren wurde dieser Akku auf Akkuline (https://www.akkuline.de/test-keeppower-1.5v-li-ion-p1450u2-2-25ah_test-messung-00357) getestet und erreichte damals eine durchschnittliche Spannung von nur 1,35V. Zu wenig in meinen Augen für einen Akku der 1,5V liefern sollte. In meinem Test haben die Akkus 1,50 bis 1,51V bei bis zu 1,5A geliefert. Erst bei 2A beträgt sinkt die durchschnittliche Spannung auf 1,40V. Es ist also gut möglich, dass Keeppower diesen Akku bereits in den letzten Jahren stetig verbessert hat ohne die Modellbezeichnung zu ändern. Da nur etwas an der Elektronik optimiert wurde, ist das auch nachvollziehbar.
Der Akku wird mit maximal 300mA geladen und benötigt rund 4 Stunden für eine vollständige Aufladung.
Der P1450TC von Keeppower hält so einige unerwartet Überraschungen bereit, aber der Reihe nach: Mit bis zu 2442 mAh wird die Herstellerangabe von 2500mAh fast erreicht. Mit maximal 3430mWh werden die beworbenen 3750mAh allerdings ein gutes Stück verfehlt. Eine Erklärung dafür ist aber schnell gefunden: Die Marketingabteilung bei Keeppower hat … gepennt. Der Akku soll bis zu 2500mAh schaffen. Bei früheren Produkten von Keeppower (wie auch bei anderen Herstellern auch) wurde dieser Wert mit 1,5 multipliziert (da die Spannung eigentlich immer konstant bei 1,5V liegen sollte). 2500mAh*1,5V sind die beworbenen 3750mWh. Keeppower bewirbt diesen Akku auch damit, dass er über die gesamte Laufzeit konstant 1,5V hat.
Aber das stimmt nicht. Keeppower hat in diesen Akku eine sehr interessante neuartige Form der Spannungsabsenkung eingebaut um zu signalisieren, dass der Akku leer wird. Da diese Spannungsabsenkung einen erheblichen Teil der Laufzeit aktiv ist (33% bei 0,5A; 41% bei 2A) haben die Akkus auch eine reduzierte durchschnittliche Spannung von nur noch 1,42V (@250mA) bis hinab zu 1,39V (@2A). Selbst unter Laborbedingungen (wie es von den Herstellern gerne genannt wird) können die P1450TC keine 3750mWh erreichen.
Natürlich kann Keeppower jeden Wert auf die Akkus schreiben den sie möchten. Da mein Test des Vorgängers aber zeigt, dass Keeppower bemüht ist die Werte auf die Akkus zu schreiben die auch unter realen Bedingungen erreicht werden, habe ich gehofft, dass dies auch beim P1450TC der Fall wäre. Schade, dass das Feature der Spannungsabsenkung gar nicht beworben wird und die damit einhergehende Verringerung der mWh auch nicht berücksichtigt wurde.
Die implementierte Spannungsabsenkung wird wie bereits erwähnt von Keeppower nicht beworben, ist jedoch ein gewolltes Feature, wie Keeppower mir mittlerweile bestätigt hat. Ich finde die Umsetzung für ein erstes Produkt (das Feature wird sicherlich in Zukunft weiter verbessert) sehr gut und es gefällt mir insbesondere im Vergleich zu den 1,1V Phasen der anderen Hersteller deutlich besser. Allerdings finde ich die Länge der Phase mit mindestens 30% der Gesamtlaufzeit eindeutig zu groß. Ich hoffe, dass die Phase der Spannungsabsenkung in zukünftigen Produkten deutlich reduziert wird.
Der P1450TC soll laut Datenblatt maximal 2A liefern können. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger (der auch 2A liefern soll) hat der P1450TC bei 2A keine Probleme mehr die Spannung aufrecht zu halten. Auch 2,5A sind kein Problem. 3A sind jedoch zu viel für diesen Akku
Auch funktioniert die Abschaltung bei P1450TC besser als beim Vorgänger. Am Ende der Phase der Spannungsabsenkung sinkt die Spannung immer auf 0V. Eine weitere Besonderheit die den P1450TC einzigartig macht: Typischerweise erholt sich der interne Akku mit der Zeit und es kann wieder etwas Energie aus dem Akku entnommen werden. Das kann auf Dauer zu einer Tiefenentladung des internen Akkus führen. Auf akkuvergleichstest (https://www.akkuvergleichstest.de/schutz-vor-tiefentladung-wirklich-sicher/) wurde die Problematik ausführlich erklärt. Der Keeppower P1450TC bleibt - soweit mir bekannt ist - als erster 1,5V Akku bei 0V, ohne sich selbst zu reaktivieren. Erst wenn der Akku wieder geladen wird, wird die Energieentnahme wieder freigegeben.
Der Akku wird mit bis zu 430mA geladen und benötigt für eine vollständige Aufladung rund 3 Stunden.
Zusammengefasst: Der P1450TC ist eine gute Weiterentwicklung zum P1450U2. Die Energie/Kapazität konnte leicht gesteigert werden, es gibt eine Spannungsabsenkung zur Erkennung, dass der Akku leer wird und es gibt einen wirklich wirksamen Schutz vor Tiefentladung.
So gut der P1450TC auch ist, unter Umständen kann ein Akku der tatsächlich 1,5V über die gesamte Laufzeit liefert aber besser sein, wenn der Verbraucher nur bei dieser Spannung problemlos funktioniert (hier am Beispiel mit dem P1450U2). Mit 2185mAh zu 2442mAh würde man im ersten Moment annehmen, der P1450TC würde immer eine längere Laufzeit liefern. Das ist aber leider nicht so:
Vergleicht man die Spannungsverläufe, sieht der Vorsprung des P1450TC gar nicht mehr so deutlich aus. Entscheid ist letztendlich in welchem Verbraucher die Akkus genutzt werden. Funktioniert dieser Verbraucher nur dann ordnungsgemäß, wenn die Akkus 1,5V haben? Dann bekommt man mit den P1450U2 bis zu 25% mehr Laufzeit als mit den neueren P1450TC. Läuft euer Verbraucher auch noch problemlos mit 1,4V? Dann ist der Abstand schon kleiner, aber auch dann liefert der ältere P1450U2 die längere Laufzeit (Ausnahme bei 2A). Sollten 1,3V ausreichen, ist der neuer P1450TC zumindest bei 1,5A und 2A leicht im Vorteil, bei geringerer Last aber weiterhin etwas schlechter. Erst wenn der Verbraucher auch noch mit 1,2V (und darunter) problemlos funktioniert, bietet der neue P1450TC einen Laufzeitvorteil. Ich glaube jedoch kaum, dass jemand einen teuren 1,5V Akku kauft um sie in Verbrauchern zu nutzen, die auch mit einem gewöhnlichen 1,2V NiMH Akku problemlos funktionieren würden (beispielhaft ist dafür der Ladda von Ikea mit im Diagramm).
Die Spannungsabsenkung ist ein nützliches Feature zur Erkennung, dass der Akku leer wird. In ihrer derzeitigen Umsetzung reduziert sie jedoch die nutzbare Laufzeit in Verbrauchern ganz in den meisten Szenarien erheblich.
Keeppower hat mittlerweile eine 14430er Zelle mit 1300mAh (P1443C4) im Programm auf deren Basis, sicherlich nicht nur von Keeppower, neue 1,5V Akkus zu erwarten sind. Die Spannungsabsenkung des P1450TC ist derzeit noch einzigartig, aber Nitecore und Hixon haben bereits Produkte angekündigt die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Werbeversprechen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen wie man auch am Beispiel des Keeppower P1450TC oder auch des XTAR 4150 sehen kann, der mit etwa 5% 1,1V Phase bei 2A beworben wird, in Wirklichkeit sind es aber über 30%