Eigentlich wollte ich um 1,5V Akkus in den Baugrößen AA und AAA einen großen Bogen machen. Erst recht bei denen mit proprietären Ladetechnik. Nachdem aber kürzlich sehr viele weiße AAA Akkus von Ikea (Ladda) geschwächelt haben (Spannung bricht bei über 1A merklich ein), habe ich mich dazu entschieden den 1,5V Akkus eine Chance zu geben. Hier stellt man sich - insbesondere bei AAA - die Frage, Akkus mit USB Ladeanschluss oder ein herstellerspezifisches Ladegerät? Da die Bauform sehr klein ist, sind Akkus mit USB Anschluss deutlich im Nachteil bzl. Kapazität (mAh) bzw. Energie (mWh). Aus diesem Grund habe ich - zugegebenermaßen zähneknirschend - mich für ein Angebot von Akkuteile entschieden: XTAR Ladegerät LC8 inkl. 12x XTAR 1,5V AAA 1200mWh (grün). Zusätzlich habe ich einen einzelnen XTAR 1,5V AAA 1200mWh (blau-weiß) mitbestellt (nur zu Testzwecken).
Schaut man sich den Markt der 1,5V Akkus an, ist die Auswahl recht übersichtlich im Vergleich zu klassischen NiMH-Akkus.
Bei XTAR wird es dann aber doch schnell unübersichtlich, wie man auch anhand der Angebote von diversen Händlern sehen kann. Der neueste AAA-Akku ist der mit 1620 mWh. Außerdem gibt es zwei Modelle mit 1200mWh (die grünen und die blau-weißen). Und dann gibt es noch den etwas Älteren, ebenfalls blau-weißen, mit 1100mAh. Die blau-weißen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Einzig der Aufdruck 1200 bzw. 1100 unterscheidet sie äußerlich. Das Modell mit 1100 mWh findet sich auf der Herstellerseite allerdings nicht (mehr).
Schaut man beispielsweise bei Akkuteile nach diesen Akkus, wird einzeln laut Produktbilder der 1100mWh Akku verkauft. Auch die URL spricht von einen 1100mWh Akku (https://www.akkuteile.de/lithium-ionen-akkus/sonstige/aaa-1-5v-1100mwh-ca-700mah-lithium-ionen-akku-wiederaufladbar_101102_2824). Laut Artikelname, ist es aber der Akku mit 1200mWh: AAA 1,5V 1200mWh (ca. 700mAh) Lithium Ionen Akku (Wiederaufladbar)
Beim 4er Set steht sowohl auf den Bildern, in der Artikelbeschreibung, im Artikelnamen und der URL 1100mWh. Geliefert wird aber der 1200mWh Akku.
Ich denke, hier sind nicht die Händler schuld, sondern der Hersteller. Ich vermute, XTAR hat den 1100mWh Akku irgendwann zum 1200mWh Akku umgelabelt. Ob die verbaute Zelle auch geändert wurde, oder nur der Name, kann ich nicht sagen.
Ich erwähne das nur, da viele Händler beide Akkus vermischen (auch die technischen Daten) und für Kunden gar nicht klar ist, was sie genau kaufen. So auch für mich. Die Angabe 1100mWh überwiegt bei den Angeboten bei Akkuteile. Geliefert wurde aber ein Akku mit dem Aufdruck 1200mWh. Ob sich meine Messwerte zu diesem Akku auch auf das Modell mit 1100mWh übertragen lassen, kann ich nicht sagen. Falls jemand da tief in der Materie steckt und gesicherte Infos zu diesen beiden, zum verwechselnden ähnlich sehenden Akkus hat, kann er diese Infos gerne teilen.
Erwartungsgemäß liegen alle Akkus um die 1,5V. Der blau-weiße 1200er hat bei allen Laststufe eine Spannung leicht unter 1,5V. Je nach verwendetem Einsatzgebiet kann das von Vorteil, oder auch von Nachteil sind.
Wie erwartet, haben nur die grünen Akkus eine 1,1V Phase. Diese beträgt bei geringer Last etwa 4-5%, bei 1A schon 7% und bei 1,5A sogar 15%.
Im direkten Vergleich fällt auf, dass bei höheren Strömen (1,5A) die grünen Akkus eine höhere Spannung haben, während die Spannung des blau-weißen Akkus geringer ist. Die gemessene Energie ist mit 907 mWh (grün) zu 954 mWh (blau-weiß) gar nicht so weit voneinander entfernt. Aufgrund der hohen Spannung der grünen Akkus (bis zu 1,54V) stehen bei einer Last von 1,5A im schlechtesten Fall nur 500mAh zur Verfügung, während der blau-weiße XTAR bei rund 1,45V noch 658mAh erreicht. Der grüne Akku hat dann zwar noch eine 1,1V Phase und kommt damit noch bis auf 620mAh heran, allerdings muss man sich hier fragen: Wenn man teure 1,5V Akkus kauft, dann sicherlich, weil die Spannung von NiMH Akkus im verwendeten Endgerät nicht ausreicht. 1,1V sollten aber auch NiMH Akkus problemlos liefern. In wie weit ist die 1,1V Phase in der Praxis also überhaupt nutzbar?
Nach 3 Monaten hat der grüne Akku 17% verloren, der blau-weiße Akku 23%.
1,5V Akkus sind nicht immer besser und auch nur in speziellen Anwendungsgebieten empfehlenswert. Für viele Verbraucher werde ich auch weiterhin günstigere NiMH Akkus verwenden. Aber ich möchte anhand von drei Praxisbeispielen die Vorteile der 1,5V Akkus aufzeigen.
Beispiel 1: LED-Beleuchtung
Akkubetriebene LED-Beleuchtung ist oft mit NiMH Akkus sehr leuchtschwach. In diesem Beispiel handelt es sich um eine LED-Kerze, betrieben mit 2x AAA. Sie kann mit Alkaline Batterien, NiMH Akkus aber auch mit 1,5V Akkus betrieben werden.
Verwendet man statt Batterien gewöhnliche NiMH Akkus, ist die Kerze die meiste Zeit sehr dunkel. Sie glimmt nach wenigen Stunden nur noch. Selbst ein Teelicht leuchtet heller. Hier können die 1,5V Akkus ihren Vorteil aufgrund höherer und gleichbleibender Spannung gut ausspielen.
Beispiel 2: RC Stunt Racer
Kürzlich habe ich für die Enkel ein kleines ferngesteuertes Auto für 10€ gekauft. Betrieben wird es mit 4xAAA. Verwendet man NiMH Akkus und betreibt es auf Asphalt oder Betonwegen, fährt es etwa 15min bis man bemerkt, dass der Akku an Leistung verliert. Man kann es dann noch benutzen, aber gleichzeitig fahren und lenken, zwingt die Akkus dann in die Knie. Fährt man mit vollen NiMH-Akkus hingegen über Rasenflächen, merkt man bereits nach rund 5 Minuten die abnehmende Leistung. Man kann auch hier noch weiterfahren, aber bei Stunts (Überschlägen) fehlt ihm dann die Kraft, weil er diese nicht mehr schafft.
Betreibt man das Auto hingegen mit den - zufällig auch farblich sehr passenden - XTAR Akkus, macht der kleine Racer richtig Spaß. Egal bei welchem Untergrund. Hier merkt man den Unterschied zwischen 1,2V und 1,5V deutlich. Ein 6V Motor möchte eben auch 6V haben und nicht 4,5 bis 5V (unter Last versteht sich). Selbst im Gras schafft der Racer nach 30min Spielzeit noch immer Stunts die er selbst mit randvoll geladenen Laddas auf Asphalt nicht schafft.
Beispiel 3: Lego Zug
Als Motorisierung für meine Züge verwende ich das bei Lego seit 2018 erhältlichen PoweredUp System. Hierfür werden 6x AAA Batterien (wahlweise Akkus) im Hub benötigt. Da die Spannung bei gewöhnlichen NiMH Akkus zu gering ist, habe ich die größeren Züge auf 8xAA umgebaut. Für kleine Züge ist das aufgrund des Platzmangels aber nicht möglich. So auch bei meinem leicht modifizierten Zug aus der MY OWN TRAIN Reihe von 2001. Dieser dient als Testkandidat samt fünf Waggons (MOCs).
Mit NiMH Akkus schafft der Zug gerade einmal 157 Runden. Beim Betrieb mit den XTAR Akkus sind es hingegen 405 Runden. Auch hier ist - wie auch in den anderen Praxisbeispielen - nicht das Problem, dass die Ladda Akkus leer wären. Ganz im Gegenteil. Sie sind noch etwa zu 2/3 geladen. Aber ihre Spannung reicht unter Last nicht mehr aus.
Beide getesteten XTAR Akkus sind sehr gut. Ich würde sie aufgrund meiner Messung aber beide eher als 1100mWh Akkus sehen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der blau-weiße Akku auch mal ein 1100mWh Akku war und bis heute auch bei vielen Händler so gelistet wird. Die widersprüchlichen Angaben ob es nun das 1200er oder 1100er Modell ist, ist wohl - ich drücke es mal diplomatisch aus - unglücklich.
Eine generelle Empfehlung möchte ich an dieser Stelle nicht aussprechen. Ob man Anwendungsfälle hat für die man 1,5V Akkus zwingend benötigt, muss jeder selbst entscheiden. Ich selbst habe mich auch lange Zeit gegen eine Lösung mit proprietärer Ladetechnik entschieden. Aber insbesondere bei so kleinen Akkus, würde ich sie mittlerweile empfehlen, da die Energiemenge etwa doppelt so hoch ist gegenüber Modellen mit integriertem USB-Anschluss.
Wer, wie ich auch, weiterhin sehr viele NiMH Akkus verwenden wird, sollte beim Ladegerät nach dem L8 (oder BC8) und nicht dem LC8 Ausschau halten, denn das kann sowohl 1,5V als auch 1,2V Akkus laden