
Vor einigen Wochen habe ich einen Test zu AAA-Akkus von Pujimax gelesen. Auf den Zellen standen 1100 mWh, gemessen wurden bis zu 1000 mWh – ein durchaus passables Ergebnis. Etwa zur gleichen Zeit bin ich bei der Suche nach 1,5-V-Akkus, die sich für einen genaueren Blick eignen, bei AliExpress über mehrere Modelle mit der Angabe 4255 mWh gestolpert. Konkurrenz für XTAR CLR 4300 oder Keeppower P1450i2 (4300 mWh)? Die Akkus hatten zunächst keinen Markennamen. Dank des allseits bekannten „Das könnte dich auch interessieren“-Algorithmus tauchten kurz darauf weitere Varianten mit identischer Aufschrift, diesmal von Pujimax, auf. Immerhin, den Namen hatte ich schon einmal gehört. Also habe ich kurzerhand ein 8er-Set für rund 14 € bestellt.
Unter der Marke Pujimax findet man hierzulande nur wenige Angebote, bei AliExpress und der bekannten Datenkrake mit den vier Buchstaben dagegen umso mehr. Sogar so viele, dass ich mir dieses Mal erspare, alle aufzulisten. Allein vom Modell mit 4255 mWh existieren gleich vier Varianten:
Ob es zwischen diesen Modellen, abgesehen vom USB-Anschluss, technische Unterschiede gibt, geht aus den Werbebildern und den eher dürftigen Beschreibungstexten nicht hervor. Auf der Webseite des Herstellers finden sich weder diese Modelle noch die meisten anderen 1,5-V-Akkus von Pujimax.
Akkus mit über 4000 mWh sind bisher selten, und 4255 mWh gibt bislang kein namhafter Hersteller an. Welche Zelle wohl dahintersteckt? Meine Anfrage an Pujimax blieb unbeantwortet, daher liegt mir kein Datenblatt vor. Doch meist kann man recht gut erahnen, was in der Marketingabteilung vorgeht: Rechnet man mit 3,6 V, wie es bei 1,5-V-Akkus üblich ist, ergibt sich eine Zelle mit 1182 mAh. Solch „krumme“ Werte sind ungewöhnlich. Nimmt man jedoch 3,7 V als Grundlage, erhält man ziemlich genau 1150 mAh – eine Kapazität, die zu bekannten 14430-Zellen passt, etwa im XTAR 4150 mWh, Vapcell P1422A oder Fenix ARB-L14-2200U (laut Datenblatt).
Falls meine Theorie stimmt, würde es mich nicht wundern. Vielmehr wundert mich, dass nach über 10 Jahren bisher kein anderer Anbieter auf die Idee gekommen ist, mit 3,7V zu rechen. Insbesondere da in anderen Bereichen seit Jahren mit 4,0V gerechnet wird. So werden aus 10 Zellen mit je 3,6 V und 2 Ah, was eigentlich genau 72 Wh wären, wie durch zauberhand 80 Wh.

Wer sich an dieser Stelle fragt, warum ausgerechnet 4,0V und warum nicht gleich 4,2V, die Erklärung ist einfach. Diese "20V" Akkus werden nur auf etwa 20V geladen, was pro Zelle 4V bedeutet. Hier wird also die enthaltende Energie aus der Ladeschlussspannung berechnen. Und die Zellen im Inneren werden nicht voll geladen, weil der Ladevorgang vorher beeendet wird. Weniger rein laden - mehr drauf schreiben. Genial oder?


Mit 2.133 mAh bzw. 3,13 Wh erreichen die Pujimax Akkus weit weniger als man von einem Akku mit aufgedruckten 4255 mWh erwarten würde. Für höhere Ströme sind die Akkus ebenfalls ungeeignet. Bereits bei 2A schalten sie kurz nach Beginn der Messung ab. Die 1,1V Phase ist für ein recht neues Modell nicht mehr zeitgemäß. Auch ein wirksamer Schutz vor Tiefentladung ist leider nicht vorhanden. Immerhin die Spannungslage ist bei allen messbaren Lasten sehr konstant und liegt nah an 1,5V. Für eine vollständige Aufladung benötigen die Akkus 2,4 Stunden.
Wie kommt Pujimax auf 4255 mWh? Da sie mir auf meine Mail nicht geantwortet haben, kann ich nur Vermutungen anstellen. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ein sehr schlechter Wirkungsgrad, durch den ein erheblicher Teil verloren geht, ist nicht die Ursache. Der liegt bei maximal 87,1%. Kein besonders guter Wert, aber auch nicht unterirdisch schlecht.
Die vier getesteten Exemplare können schlicht keine 4255 mWh speichern. In ihnen befinden sich Zellen mit einer durchschnittlichen Kapazität von 996 mAh, was die meisten Hersteller als 3600 mWh vermarkten würden. Bei Pujimax werden daraus 4255 mWh. Vielleicht war meine eingangs erwähnte Theorie mit „sie haben mit 3,7V statt 3,6V gerechnet“ noch zu wohlwollend gedacht. Vielleicht rechnet man bei Pujimax mit der Ladeschlussspannung von 4,2V. Damit käme man auf 4183 mWh und den aufgedruckten 4255 mWh bereits sehr nah. Alternativ wurde der Wert frei erfunden oder besoffen auf der letzten Weihnachtsfeier gewürfelt. Wir werden es nie erfahren.
Ein Akku mit 3600 mWh ist nicht unbedingt schlecht, die Modelle von Batzone und UseNiy sind in Anbetracht des günstigen Preises durchaus eine Überlegung wert. Und auch die Akkus von Pujimax bieten ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Sogar noch besser als Batzone und UseNiy. Leider gibt es die UseNiy schon seit Wochen nicht mehr, vielleicht tauchen sie irgendwann wieder auf. Batzone wurde teilweise durch Zepath ersetzt. Ob sich nur der Name geändert hat, oder noch mehr, werden wir nächsten Monat sehen. Da die imuto-Derivate aber leistungsfähiger sind (höherer Wirkungsgrad, höhere Ströme möglich), würde ich eher diese Modelle empfehlen, statt den Pujimax Akkus.

Das 4255 mWh Modell von Pujimax entpuppt sich als 3600 mWh Modell und sichert sich damit einen wohlverdienten Platz auf der Liste der chemisch betriebenen Hoffnungsträger mit begrenzter Wahrheitsnähe. Statt einer zeitgemäßen Spannungsabsenkung gibt es nur eine 1,1V Phase. Ein fehlender Schutz vor Tiefentladung rundet das Paket ab. Immerhin, das Preis-Leistungsverhältnis ist wirklich gut.
Eine tabellarische Übersicht aller getesteten 1,5V Akkus findet ihr hier.
Pujimax 4255 mWh 8xAA bei Aliexpress
UseNiy 3600 mWh 8xAA inkl. Ladegerät bei Amazon* (möglicherweise wieder verfügbar)
Batzone 3600 mWh 8xAA inkl. Ladegerät bei Amazon*
Die letzten Tests im Bereich der 1,5V Akkus:
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