Nach über 30 verschiedenen 1,5V Akkumodellen, habe ich heute ein Modell im Test, das anders ist, in vielerlei Hinsicht. Der vielleicht offensichtlichste Unterschied ist, dass dieser mit mAh beworben wird, und nur mit mAh. Es findet sich - außer in den technischen Dokumenten - keine Angabe der mWh. Warum 1,5V Akkus hauptsächlich, und früher ausschließlich mit mWh beworben wurden, habe ausführlich im Abschnitt Die Geschichte der 1,5V Akkus - leicht gekürzt erklärt.
Kurz gesagt: Große Zahlen verkaufen sich besser. 1,5V Akkus hatten viele Jahre lang geringere mAh als typische NiMH Akkus. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Die 14430er Zellen haben eine Kapazität erreicht, dass auch nach Spannungswandlung soviel mAh erreicht werden, wie die kapazitätsstärksten NiMH Akku erreichen. Mit dem kürzlich getesteten XTAR CLR 4300mWh wurden 2700mAh erreicht. Mit dem Modell LR 3000mAh will XTAR die Messlatte noch höher legen und eine Kapazität erreichen, die meines Wissens kein AA-NiMH je erreicht hat. Ansmann hat ein Modell mit 2850mAh, noch mehr mAh habe ich von namhaften Herstellern nie gesehen.
Um die 3000mAh zu erreichen, hat der neue Akku von XTAR eine ganz besondere Entladekurve. Er liefert keine konstante Spannung, wie es für 1,5V Akkus üblich ist. Seine Spannung nimmt linear ab. XTAR verspricht trotz sinkender Spannung, immer eine etwas höhere Spannung gegenüber einem gewöhnlichen NiMH Akku.
Sofern man der x-Achse glauben darf, hat XTAR ihren neuen Akku mit einen NiMH Akku verglichen der ca. 2500mAh hat. Außerdem bewirbt XTAR das Modell für Verbraucher mit geringem Energiebedarf. Im Kleingedruckten findet man dennoch 2,5A als maximale Dauerbelastung. Die Akkus sollten also auch für Verbraucher mit höherer Leistungsaufnahme geeignet sein.
In den technischen Dokumenten findet man außerdem die Angabe der mWh, bei diesem Akkus sind es 4500mWh. Laut XTAR wird eine 14430er Zelle mit 1250 mAh eingesetzt, was 50mAh über dem ebenfalls kürzlich veröffentlichten XTAR CLR 4300mWh (2700mAh) liegt. Nach meinen Messungen hatten die von mir getesteten Zellen im CLR Modell 1225mAh, die Zellen im hier getesteten LR Modell liegen bei 1220mAh. Eine höhere Kapazität der internen Zelle, kann ich nicht bestätigen.
Eine weitere wichtige Info die sich im UN38.3 Test Report findet: Die 3000mAh wurden durch entladen bis 1,0V erreicht, nicht durch Entladen bis zum selbstständigen abschalten.
Die Akkus wurden mir von XTAR für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.
Mit im Schnitt 3195mAh (@0,25A) erreichen die getesteten Akkus nicht nur die beworbenen 3000mAh, sondern übertreffen sie sogar ein gutes Stück. Das ist die mit Abstand höchste Kapazität die ein 1,5V Akku bisher erreicht hat. Allerdings muss man diesen sehr guten Wert auch etwas relativieren. Denn der direkte Vergleich mit anderen 1,5V Akkus ist aufgrund der geringeren und nicht konstanten Spannung auch nicht ganz fair. Die durchschnittliche Spannung liegt deutlich unter der typischer 1,5V Akkus wie die nachfolgende Übersicht zeigt:
Das ist bei dem von XTAR geplanten Spannungsverlauf auch nicht anders zu erwarten gewesen. Dieses Modell soll keine konstante Spannung liefern, wie es bei 1,5V Akkus typischerweise der Fall ist, es soll nur eine etwas höhere Spannung liefern als NiMH Akkus. Bei längerer Laufzeit und vermutlich auch geringerer Selbstentladung. Letzteres werde ich in den nächsten Monaten ebenfalls testen, zum jetzigen Zeitpunkt kann ich zur Selbstentladung noch nichts sagen.
Der XTAR LR 3000mAh wurde konzipiert um in allen Belangen besser zu sein als NiMH Akkus. Bessere Spannungslage und längere Laufzeit. Akkuwarnsysteme sollen ebenfalls funktionieren. Da ich in den letzten Jahren auch ein paar NiMH Akkus getestet habe, hier einmal der Vergleich bzl. Kapazität und durchschnittlicher Spannung:
Beide Versprechen hält der Akku von XTAR. Er bietet mehr Kapazität und gleichzeitig eine durchschnittliche Spannung, die immer ein gutes Stück höher liegt als bei NiMH. Nur wenn es um höhere Ströme geht die über 3A liegen, hat er das nachsehen gegenüber NiMH Akkus.
Apropos 3A: Drei der vier getesteten Akkus konnten die 3A durchweg liefern, einer hatte ab Mitte der Laufzeit so seine Probleme:
Da die Akkus offiziell nur bis 2,5A freigegeben sind, sei dies nur der Vollständigkeit halber erwähnt und ist nicht als Kritikpunkt zu verstehen. Eine weitere Besonderheit der 3A Messung: Die Akkus aktivieren sich immer mal wieder. Bei allen anderen Messungen (0,25A bis 2A), gibt es einen wirksamen Schutz vor Selbstentladung. Hier bleiben die Akkus bei 0V, wenn sie einmal abgeschaltet haben.
200mAh „zu viel“ können stutzig machen, sind bei 3000mAh aber nur 6,7%. Dennoch messe ich in solchen Fällen nochmal nach und kalibriere ggf. die Messstation. Vor der ersten Messung haben die Akkus drei vollständige Zyklen im XTAR VX4 absolviert. Das Ladegerät misst in diesem Programm ebenfalls die mAh und hat sogar noch etwas mehr gemessen:
Die Ladegeräte die ich in den letzten 20 Jahren hatte und die die Kapazität bestimmen können, haben - bis auf das Miboxer C2-4000 - immer etwas mehr gemessen als die Messstation. Insofern sind die Werte um 3340mAh nicht ungewöhnlich.
Der Unterschied zwischen dem was meine Messstation ermittelt hat und dem was auf den Akkus steht, hat aber einen anderen Grund: Hersteller wie XTAR senden ihre Akkus an ein unabhängiges Prüflabor, die den bereits erwähnten UN38.3 Test Report erstellen. Laut diesem wurden die Akkus nur bis 1,0V entladen. Eine übliche Grenze beim Vermessen von 1,2V oder auch 1,5V Akkus, da viele Verbraucher unterhalb von 1,0V nur noch eingeschränkt funktionieren. Setze ich diese 1,0V Grenze auch bei meinen Messungen an, ergeben sich im Schnitt 2984mAh (@ 0,25A).
Die 200mAh extra, gibt es zwar, ob sie nutzbar sind, entscheidet der Verbraucher in dem die Akkus genutzt werden. Funktioniert dieser auch bei unter 1,0V noch einwandfrei, dann hat man sogar bis zu 3200mAh.
Infos zur Berechnung findet ihr hier.
Ich suche regelmäßig nach günstigeren Preisen, um diese Übersicht aktuell zu halten. Das bedeutet aber auch, dass sich das P/L Verhältnis im Laufe der Zeit verändern kann und auch Modelle enthält, die zum Erscheinungszeitpunkt dieses Reviews noch gar nicht getestet wurden.
Ein 1,5V Akku dem die Haupteigenschaft dieser Akkuklasse gänzlich fehlt: eine konstante Spannung bei ca. 1,5V über den Großteil seiner Laufzeit zu liefern. Seine Eigenschaften ähneln mehr denen typischer NiMH Akkus und genau dafür wurde er auch entwickelt. Höhere Spannungslage und gleichzeitig längere Laufzeit bietet dieses Modell. Und dank USB-C erfordert der Umstieg von NiMH Akkus zu diesem 1,5V Akku auch kein neues Ladegerät.
Eine tabellarische Übersicht aller getesteten 1,5V Akkus findet ihr hier.
Die letzten Tests im Bereich der 1,5V Akkus:
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