XTAR 1620 mWh im Test

Januar 2025




Einleitung:

Nachdem ich vor einigen Monaten bereits die beiden Modelle mit 1200mWh getestet habe, hat mir XTAR den Nachfolger für diesen Test freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Das neue Modell wirbt mit einem Plus von 250mAh bzw. 420mWh, wobei sich die mWh bei XTAR - im Gegensatz zu den meisten Modellen der Konkurrenz - nicht auf den Wert beziehen, den der Akku liefert, sondern wie viel Energie in der internen Zelle gespeichert werden kann. Je nach Effizienz der Spannungswandler können also etwa 80 bis 90% der mWh real entnommen werden. Die Angabe der Kapazität (mAh) ist bei XTAR hingegen die, die tatsächlich entnommen werden kann, laut Hersteller.

XTAR liefert als einer der wenigen Hersteller im Bereich der 1,5V Akkus erfreulich umfangreiche Dokumente bezüglich ihrer Akkus. Intern verbaut sind folgende Zellen:

  • XTAR 1200mWh (blau-weiß): 10390 / 320 mAh / 1,15 Wh
  • XTAR 1200mWh (grün): 10400 / 340 mAh / 1,22 Wh
  • XTAR 1620mWh: 10370 / 450 mAh / 1,62 Wh

Obwohl die Zelle zum Vorgänger verkleinert wurde, steigt die Energiemenge um rund 33%. Das sind beeindruckende Werte, insbesondere wenn man bedenkt, im 1,5V AAA-Akkumarkt hat XTAR nahezu keine Konkurrenz. Die meisten Hersteller verbauen einen USB-Anschluss, was die Energie etwa halbiert. Einzig das Modell von Hixon mit 1100mWh bewegt sich auf dem Leistungsniveau der XTAR 1200mWh Akkus. Und dennoch legt XTAR nach und will die Messlatte noch etwas höher hängen. Gelingt das auch?



Messwerte:



Auswertung:

Die 1000mAh schafft leider kein Akku (ich habe 4 Akkus vermessen, das Diagramm wäre aber mit 4 Akkus sehr unübersichtlich). Höchster gemessener Wert war 932mAh. Damit bleiben die Akkus mindestens 7% hinter der Herstellerangabe. Bei einer Last von 250mA erreichen die 4 Akkus die höchsten Entladeeffizienz. Im Schnitt können den Akkus 1,31 Wh entnommen werden. Die Entladeeffizienz beträgt in diesem Fall 80,9 %. Das ist ein leider unerwartet schlechter Wert, wenn man bedenkt, dass die grünen XTAR auf 86,8% kommen und die blau-weißen XTAR sogar auf 95,9 %. Und ja, fast 96 % ist kein Schreibfehler. Die Werte erscheinen ungewöhnlich, weshalb ich auch XTAR vor diesem Test kontaktiert habe. Die Effizienz kann ich ja nur berechnen, auf Basis der Herstellerangaben welche interne Zelle verbaut ist. Ist im XTAR 1620 möglicherweise eine Zelle mit weniger als 450mAh? Kann es sein, dass im blau-weißen XTAR keine Zelle mit 320mAh verbaut ist, sondern eine mit 340mAh wie auch beim grünen Bruder? Insbesondere, weil der blau-weiße XTAR anfangs auch noch mit der Aufschrift 1100mWh statt 1200mWh verkauft wurde, wäre es naheliegend, dass XTAR mittlerweile die Zelle mit 340mAh statt mit 320mAh verwendet.

XTAR hat dies verneint, in jedem Akku sei genau die Zellen verbaut wie es in den Dokumenten steht. Die ungewöhnlich hohe bzw. niedrige Effizienz sieht XTAR begründet in Fertigungstoleranzen.

Stimmen meine Messungen nicht? Der XTAR 1620 mWh wurde im letzten Jahr bereits mehrfach von anderen getestet und teilweise erreichte er dort nicht mal die 1300mWh, anderen haben bis zu 1340mWh gemessen. Meine Werte liegen dazwischen, daher sehe ich kein Indiz für Fehler bei meinen Messungen. Damit bleibt dem XTAR 1620 leider die mit Abstand schlechteste Effizienz aller drei XTAR Modelle.

Trotz schlechterer Effizienz bietet der XTAR 1620mWh, gegenüber seinen Vorgängern, bis zu 250mWh mehr Energie die entnommen werden kann. Ist er also ein würdiger Nachfolger?

XTAR 1620mWh vs. XTAR 1200mWh (grün):

Betrachtet man die Phase in der 1,5V geliefert werden, bietet der grüne Vorgänger in fast allen Laststufen eine höhere Laufzeit als der XTAR 1620mWh. Die bis zu 250mWh die er mehr liefern kann, werden ausschließlich in der 1,1V Phase geliefert, sofern man diese Phase überhaupt für irgendetwas nutzen kann. Das ist kein Fortschritt XTAR, das ist ein Rückschritt!

XTAR 1620mWh vs. XTAR 1200mWh (blau-weiß):

Hier wird das Dilemma noch deutlicher. Der blau-weiße 1200er XTAR bietet immer eine längere Laufzeit, bei 2A sogar um über 30%. Und das obwohl der XTAR 1620mWh mit 2A beworben wird, während der ältere XTAR Akku offiziell 2A gar nicht liefern kann (maximal 1,6A laut Datenblatt).

Ja, der blau-weiße 1200mWh XTAR hat keine Spannungsabsenkung. Das Gerät geht dann einfach aus. Das passiert mit dem XTAR 1620mWh aber auch. Denn wenn 1,1V für einen reibungslosen Betrieb ausreicht, würde man keinen teuren 1,5V Akku kaufen, sondern viel günstigere NiMH Akkus verwenden. Der einzige Vorteil des XTAR 1620mWh wäre, dass eine ggf. vorhandene SMD rot blinken oder leuchten würde um zu signalisieren, dass der Akku leer ist. Und vermutlich könnte die problemlos über Monate leuchten, denn in den XTAR 1620mWh steckt noch ein beachtlicher Teil der Energie.



Fazit:

Ich würde gerne etwas positives über die XTAR 1620mWh schreiben, aber was? Ja, sie können etwas mehr Energie speichern als die Vorgänger. Nutzbar ist das leider in nahezu allen Fällen nur für eine rot blinkende/leuchtende SMD neben einem Akkusymbol. Bei den von mir vermessenen XTAR Akkus bieten die grünen (bei günstigerem Preis) meist die etwas längere Laufzeit, die blau-weißen (auch günstiger) in jedem Fall eine längere Laufzeit. Da beide 1200mWh Modelle auch problemlos 2A liefern können, bleibt kein Argument das für den 1620er spricht. Hätte XTAR die Länge zwischen 1,5V und 1,1V Phase anders abgestimmt, hätte der 1620er sein mehr an Energie auch als Vorteil ausspielen können. Schade, dass XTAR die Energie nur in die 1,1V Phase investiert hat.

Und als wäre das noch nicht schlimm genug, schaut man sich die Marketingfolie von XTAR an, wird der Akku mit einer nur 5% kurzen 1,1V Phase geworben. Bei 2A wohlgemerkt. Stimmt etwas mit den von mir getesteten Akkus nicht, dass die 1,1V bei mir um ein Vielfaches länger ist? Nein, denn wenn man in die technischen Dokumente schaut die XTAR - natürlich nicht so prominent - bereitstellt, findet man folgende Grafik von Hersteller selbst:

XTAR weiß also aus eigenen Tests, dass die Verteilung der Phasen nicht 95%/5% beträgt, sondern 50%/50% (bei 2A). Wäre ich nicht Akkutester, sondern ein Kunde wie jeder andere, ich hätte nach den technischen Dokumenten natürlich nicht gesucht. Ich hätte das Werbebild gesehen und erwartet, dass das Produkt dieses Versprechen hält. Ist das noch Schönfärberei oder schon Täuschung?



Der Vollständigkeit halber:

Die XTAR 1620mWh haben leider keinen wirksamen Schutz vor Tiefentladung. D.h. erholt sich die interne Zelle, wird die Spannung an den Polen immer wieder freigegeben. Die Ladezeit entspricht mit rund 1,9 Stunden exakt der Herstellerangabe.



Rücksprache mit dem Hersteller:

Ich habe meine Kritik, samt Verbesserungsvorschläge an XTAR bereits vor Veröffentlichung dieses Tests weitergeleitet. An dieser Stelle sei der sehr nette Kontakt zum XTAR Mitarbeiter lobend erwähnt. Der Hersteller hat mir bereits Rückmeldung gegeben, dass die Kritikpunkte auch schon andere gemeldet haben und man arbeite bereits daran. Insbesondere sollen zukünftige XTAR Akkus keine 1,1V Phase mehr haben, sondern die Spannung wird linear abfallen, wie man es von den aktuellen Modellen von Vapcell und Keeppower bereits kennt.